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library_booksSchwimmende Solaranlagen
Schwimmende Solaranlagen
Der Klimaschutz wird immer dringlicher. Photovoltaikanlagen liefern einen wichtigen Beitrag zu klimafreundlicher Stromerzeugung. Diskutiert werden in diesem Zusammenhang auch schwimmende PV-Module. Ihr Vorteil: Sie verringern den Landverbrauch – und damit Konflikte mit der Landwirtschaft. Kommt dazu, dass die Stromerzeugung solcher Anlagen durch den Kühleffekt des Wassers effektiver ist. Umgekehrt fallen allerdings höhere Installationskosten an.
Nun ist das Thema auch am Bodensee angekommen. Hier steht den Anlagen jedoch das deutsche Wasserhaushaltsgesetz entgegen. Nach der seit Januar 2023 geltenden Regelung dürfen schwimmende Solaranlagen nur auf künstlichen Gewässern errichtet werden oder auf solchen, die «durch den Menschen in ihrem Wesen physikalisch erheblich verändert wurden», also beispielsweise auf Bagger- oder Stauseen. Eine Errichtung von schwimmenden Solaranlagen auf dem Bodensee ist daher nach deutscher Rechtslage nicht zulässig.
Auswirkungen auf den Bodensee noch unklar
Grund für diese Einschränkung ist, dass die Auswirkungen von großen Beschattungsflächen an der Wasseroberfläche auf das Ökosystem See noch kaum erforscht sind. Insbesondere fehlen noch Studien zu den Auswirkungen der Beschattung auf die Pflanzen, Tiere und Planktonlebewesen im See.
Die IGKB verfolgt das Thema mit Interesse, doch der Schutz des Sees hat oberste Priorität: schwimmende Solaranlagen dürfen nicht zu negativen Effekten auf das Ökosystem des Bodensees führen. Außerdem müssen auch negative Einflüsse auf das Landschaftsbild sowie Auswirkungen auf die Schifffahrt, die Fischerei und den Tourismus bei einer Bewertung berücksichtigt werden.
Schwimmende Photovoltaikanlage auf dem Baggersee eines Kieswerks in Leimersheim, Rheinland-Pfalz. (Bild: Fraunhofer ISE)
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library_booksRenaturierung abgeschlossen
Renaturierung abgeschlossen
Im Jahr 1966 ging sie in Betrieb, 1997 wurde sie stillgelegt: Die Ölpipeline von Genua nach Ingolstadt führte zwischen Bregenz und Lochau direkt am österreichischen Bodenseeufer entlang. Danach begann die Renaturierung dieses Uferabschnitts – in Etappen. Das Ziel: das bestehende, hart mit Mauern und Steinen verbaute Ufer sollte so weit wie möglich in ein ökologisch wertvolles Flachufer verwandelt werden. Außerdem wollte man an dieser beliebten und stark frequentierten «Pipeline- Strecke» Radler und Fußgänger auf getrennten Wegen führen.
Millionenschweres Vorzeigeprojekt
Nachdem 2007 die Pipeline mit Beton verfüllt worden war, wurde im ersten Bauabschnitt zwischen 2011 und 2014 das etwa 500 Meter lange Teilstück von der Marina bis zum Schanzgraben umgestaltet. Danach folgte von Oktober 2021 bis Mai 2022 das Teilstück bis zur Klause. Im letzten Bauabschnitt war dann ab Herbst 2022 der rund 900 Meter lange Uferbereich bis zum Strandbad Lochau an der Reihe. Im März 2023 schließlich begann mit der Pflanzung der ersten 30 von insgesamt 130 Bäumen die Abschlussphase dieses Mammutvorhabens der Stadt Bregenz. Finanziell unterstützt wurde es durch Wasserwirtschaft Vorarlberg und den Landes-Radwege-Topf.
Attraktives Naherholungsgebiet
Um das Ufer naturnah flach zu gestalten, wurden allein im letzten Bauabschnitt rund 100‘000 Kubikmeter Schüttmaterial in den See eingebaut. Auch eine etwa 280 Meter lange Mauer war zur Absicherung des im Bereich der Klause sehr steil abfallenden Ufers erforderlich. Nun steht der durchgängigen Nutzung des attraktiven Naherholungsgebietes nichts mehr im Wege – Sitzbänke, Duschen, Stiegenabgänge sowie eine schattenspendende Bepflanzung sorgen für einen angenehmen Aufenthalt direkt am See. Vor allem aber bietet dieser ökologisch erheblich aufgewertete Uferabschnitt neue Entwicklungschancen für Tiere und Pflanzen.
Das verbaute Bodenseeufer in Bregenz wurde durch die Renaturierung in ein ökologisch wertvolles Flachufer verwandelt. Die Bilder zeigen den Bauabschnitt bis zum Strandbad Lochau im Oktober 2022 (oben) und März 2023 (unten). (Bild: Land Vorarlberg)
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library_booksEnergieentnahme aus dem See
Noch nie war das Interesse an Alternativen zur fossilen Energie so groß wie heute. Zu den Sorgen ums Klima gesellt sich neuerdings die Abhängigkeit von russischem Erdgas. In dieser Situation richtet sich der Blick verstärkt auf die thermische Nutzung von Bodenseewasser. Der Bodensee ist ein riesiger Energiespeicher, der wirtschaftlich, ökologisch und energieeffizient zu Heiz- und Kühlzwecken genutzt werden kann. Das Potenzial wird heute bei weitem nicht ausgeschöpft.
Mit thermischer Seewassernutzung können in Seenähe Industrieanlagen und öffentliche Gebäude sowie zusammenhängende Siedlungsbereiche klimafreundlich, günstig und nachhaltig geheizt und gekühlt werden. Das Seewasser kann mit einer Wärmepumpe zum Heizen, oder direkt zum Kühlen verwendet werden. Zu diesem Zweck sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Energieverbünde entstanden, und als Folge der Energiekrise wächst nun auch das Interesse bei privaten Hauseigentümern.
Die IGKB sieht diese Entwicklung grundsätzlich positiv. Sie steht der Nutzung des energetischen Potentials des Bodenseewassers zur nachhaltigen Energiegewinnung offen gegenüber. Allerdings hat der Schutz des Bodensees und insbesondere der Ufer- und Flachwasserzone absoluten Vorrang. In den Bodensee-Richtlinien heisst es dazu: „Die thermische Nutzung von Bodenseewasser zur Wärme- und zur Kältegewinnung ist soweit zulässig, als der Zustand des Sees und seiner Lebensgemeinschaften weder in seiner Gesamtheit noch regional bzw. lokal nachteilig beeinträchtigt werden“. Ökologische Aspekte und Anliegen wie der Schutz der Trinkwasserentnahme seien dabei „mit oberster Priorität“ zu berücksichtigen. Im Vordergrund steht eine möglichst effiziente Nutzung des thermischen Potentials des Bodensees. Angestrebt werden soll der Betrieb von gemeinsamen Anlagen im Verbund.
Die Siedlung Witenzelg wird ausschließlich mit Seewärme geheizt, sie ist eines der größten Projekte thermischer Seewassernutzung am Bodensee.
(Bild: Felix Partner Architektur AG).
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library_booksAchtung, blinde Passagiere!
Quagga-Muschel, Stichling, Kamberkrebs, Großer Höckerflohkrebs – diese invasiven Arten sind in den vergangenen Jahren in den Bodensee gelangt und gefährden die bestehenden Lebensgemeinschaften, wenn sie sich massenweise vermehren und etablierte Arten verdrängen oder deren Eier und Larven fressen. Hinzu kommen ökonomische Schäden: So besiedelt die Quagga die Trinkwasseranlagen der Wasserversorger am Bodensee, was Kosten in Höhe von mehreren Millionen Euro verursacht.
Wenn sich invasive gebietsfremde Arten erst einmal in einem Gewässer festgesetzt und verbreitet haben, dann verschwinden sie nicht mehr. Umso wichtiger ist es, dass sie gar nicht erst in ein Gewässer gelangen. Darauf weist die IGKB zu Beginn der sommerlichen Boots- und Badesaison noch einmal ausdrücklich hin.
Verbreitung stoppen
Bereits in der Vergangenheit hat die IGKB Poster und Faltblätter an Wassersportvereine und Marinas verteilt. Deren zentrale Botschaft: Die Verbreitung invasiver Arten in andere Seen muss gestoppt werden! Angesprochen werden mit der Sensibilisierungskampagne die Besitzer von Motor- und Segelbooten, aber auch Stand-Up-Paddler, Kajakfahrer und Taucher. Sie müssen ihren Wasserfahrzeugen und ihrer Ausrüstung besondere Aufmerksamkeit widmen, wenn sie diese in verschiedenen Gewässern nutzen.
Eventuelle Rückstände von Schlamm oder Pflanzenmaterial an und im Boot, aber auch an Ankern und Tauen sowie an Tauch- und Fischereiausrüstung sind zu beseitigen. Bilgewasser und sonstige wassergefüllten Behälter müssen in das ursprüngliche Gewässer entleert werden. Anschließend sind Boote und Ausrüstung mit sauberem und wenn möglich heißem Wasser zu reinigen. Und schließlich ist darauf zu achten, dass alle gereinigten Gegenstände vollständig trocknen, bevor sie in einem anderen Gewässer zum Einsatz kommen.
Die IGKB zeigt, wie die Weiterverbreitung von Neobiota verhindert werden kann. Teil dieser Kampagne sind das Plakat „Vorsicht blinde Passagiere“ und der Flyer „Gebietsfremde Arten im Bodensee“, die man hier herunterladen kann. (Bild: IGKB)
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library_booksWassergefährdende Stoffe
Koordiniert wassergefährdende Stoffe fernhalten
Was tun, wenn es am oder auf dem Bodensee zu einem Ölunfall kommt? Bei aller Vorsicht sind solche Zwischenfälle nicht auszuschließen, denn schließlich ist der Bodensee ein vielfältig genutzter Lebensraum und auch bei Besuchern sehr beliebt.
Unfälle mit wassergefährdenden Stoffen sind immer möglich, auch wenn in der Vergangenheit eine gut funktionierende nationale und internationale Schadstoffabwehr ihre Effizienz mehrfach unter Beweis gestellt hat», sagt Rainer Honsig-Erlenburg von der Bezirkshauptmannschaft Bregenz. Er ist der Vorsitzende des Fachbereichs Schadensabwehr der IGKB. In diesem Fachbereich treffen sich Experten der IGKB-Mitgliedsländer aus Ministerien, Behörden und Feuerwehren. Ihre Aufgabe: Organisatorische Vorkehrungen zu treffen, um bei Unfällen mit wassergefährdenden Stoffen auf dem See schnell reagieren zu können. Unter anderem koordiniert die Schadensabwehr die Schulung der leitenden Einsatzkräfte international, sie stellt Einsatzpläne auf und führt nationsübergreifende Übungen durch.
Neue digitale Funkausrüstung
Das Gremium ist auch an der Beschaffung von Ausrüstungen und Geräten beteiligt. So zum Beispiel bei der Umstellung der Ölwehr-Funkkommunikation auf Digitalfunk. Konkret hat das Landratsamt Bodenseekreis kürzlich 23 Handfunkgeräte für den Digitalfunk angeschafft. Nötig wurde die Umstellung, da die Analogtechnik an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gelangt war. Hinzu kommt, dass sie von den Herstellern nicht mehr weiterentwickelt wird. Der Digitalfunk hingegen verfügt über einen höheren Sicherheitsstandard, der das unberechtigte Abhören schwieriger macht, eine bessere Netzabdeckung sowie die Möglichkeit, neben Gruppenrufen auch Einzelrufe überregional zu tätigen.
Bessere Kommunikation
Ein weiteres wichtiges Thema des Fachbereichs Schadensabwehr war in jüngster Zeit die Einsatzkommunikation auf dem See. So wurde zum Thema «Alarmierung und Meldewege» ein neues Konzept entwickelt und genehmigt. Zudem wurde der Ölwehrvertrag für den Bodenseekreis (Baden-Württemberg) neu aufgesetzt. Darin ist nun explizit geregelt, dass die Feuerwehr die Wasserrettung bei Bedarf unterstützen soll.
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library_booksTrinkwasserentnahme
Trinkwasserentnahme schadet dem See nicht
Rund fünf Millionen Menschen beziehen ihr Trinkwasser aus dem Bodensee. Mit Abstand am meisten Wasser aus dem See entnimmt die Bodensee-Wasserversorgung (BWV) in Sipplingen. Nach der Aufbereitung fließt es über zwei Hauptleitungen bis in den Norden von Baden-Württemberg.
Der Bodensee ist für die Region als Trinkwasserreservoir unverzichtbar. Rund um den See existieren 17 Wasserwerke. Im Bild jenes der Bodensee-Wasserversorgung in Sipplingen. (Bild: BWV)
Um in Zeiten des Klimawandels und anderer Herausforderungen etwa durch die Quagga-Muschel die Trinkwasserversorgung auch weiterhin zu garantieren, hat die BWV das Programm «Zukunftsquelle – Wasser für Generationen» gestartet. Damit sollen unter anderem für mehrere hundert Millionen Euro neue Seewasserwerke, Entnahmeleitungen und Aufbereitungsanlagen gebaut werden. An der Wassermenge, die aus dem See maximal entnommen werden darf, ändert sich allerdings nichts. Derzeit schöpft die BWV ohnehin nur etwa die Hälfte ihrer genehmigten Wassermenge aus dem See, wie die IGKB in ihrem soeben veröffentlichten Faktenblatt „Wasserentnahme aus dem Bodensee“ feststellt.
Brauchwasser nicht von großer Bedeutung
Die Experten kommen im Faktenblatt zum Schluss, dass sich trotz der Klimaerwärmung „kurz und mittelfristig keine großen Veränderungen bei der Wasserentnahme abzeichnen». Aktuell entnehmen die 17 Wasserwerke dem See durchschnittlich 5,39 m3/s Trinkwasser. Verglichen damit hat die Entnahme von Brauchwasser für die Landwirtschaft sowie für Gewerbe und Industrie demgegenüber keine große Bedeutung.
Für den Wasserstand am Bodensee spielt die Wasserentnahme kaum eine Rolle. Im Mittel der vergangenen Jahre hat die entnommene Wassermenge den Seespiegel lediglich um geschätzte 1,5 Zentimeter abgesenkt. Eine Menge, die im Vergleich zu den jahreszeitlichen Schwankungen des Wasserstandes von mehr als einem Meter nicht ins Gewicht fällt. Insgesamt kommt die IGKB zu dem Schluss, dass „die Wasserentnahme der Wasserversorger am Bodensee zu keinen relevanten negativen Auswirkungen führt“.
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library_booksGemeinsam für die Seeforelle
Gemeinsam für die Seeforelle
Die Bestände der Seeforelle im Bodensee haben sich wieder erholt. Aber neue Gefahren drohen – auch als Folge des Klimawandels.
Die Seeforelle ist ein hervorragender Indikator für den Zustand der Gewässer. Die Ansprüche des Fisches an seinen Lebensraum sind groß. Er lebt nur dort, wo die Wasserqualität gut ist, und wo er ungehindert zwischen See und Fluss zu seinen Laichplätzen aufsteigen kann. Nachdem die Seeforelle in den 1980er Jahren aus mehreren Gründen beinahe ausgestorben war, ist der Zustand des Bodensees und der meisten seiner Zuflüsse dank des Einsatzes von Gewässerschutz und Fischerei heute wieder so gut, dass sie dieser Fischart einen geeigneten Lebensraum bieten – eine veritable Erfolgsgeschichte!
Doch damit sind die Gefahren für die Seeforelle noch nicht gebannt. Darauf macht die Internationale Gewässerschutzkommission für den Bodensee (IKGB) nun zusammen mit der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) in einer Kampagne aufmerksam. Demnach bereiten der Seeforelle nach wie vor Wehre und andere Wanderhindernisse erhebliche Probleme. IGKB und IBKF setzen sich gemeinsam und über Landesgrenzen hinweg für die Beseitigung dieser Hindernisse ein. Entscheidend bei diesem Engagement ist nicht zuletzt die gute Zusammenarbeit zwischen den Ländern und Kantonen sowie den Kraftwerksbetreibern am Bodensee.
Darüber hinaus machen der „Königin der heimischen Fische“ neue Herausforderungen zu schaffen. So sind viele neue Arten in den See eingewandert, die das ökologische Gefüge verändern. Auch der Klimawandel wirkt sich tendenziell negativ auf die Seeforellen aus. Mit ihrer Kampagne wollen IGKB und IBKF deshalb gemeinsam die Maßnahmen zum Schutz der Gewässerlebensräume weiter vorantreiben. Um die Bedeutung der Seeforelle einem breiteren Publikum bewusst zu machen, haben die beiden Organisationen einen Film und eine Broschüre veröffentlicht.
info_outline Link zur Broschüre
Die Seeforelle lebt im See, laicht aber in den Zuflüssen ab. Daher sind beide Lebensräume für ihren Schutz wichtig.
Foto: Peter Rey
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